Die Vorstellung, mit einem Elektroauto und einem Wohnwagen in den Urlaub zu fahren, war vor wenigen Jahren noch kaum vorstellbar. Doch die Technologie hat sich weiterentwickelt und inzwischen können moderne Elektroautos beeindruckende Anhängelasten ziehen – dabei bleibt die Fahrt umweltfreundlich und emissionsfrei. Wir wollten herausfinden, wie gut sich ein Elektroauto beim Campen schlägt und ob es wirklich möglich ist, mit einem Elektro-SUV, wie dem Kia EV9, und einem Wohnwagen, wie dem Knaus Yaseo, längere Strecken zu bewältigen.
Start der Reise war Braunschweig in Niedersachsen. Unser Ziel war schnell klar: Die Ostsee. Nach unserem ersten Stopp in Rerik, wo wir 2 Tage verbrachten, ging es weiter nach Usedom, um dort auf dem Campingplatz Karlshagen den Sommer zu genießen. Doch es war nicht einfach eine normale Reise – wir hatten unsere Unterkunft, den 1.300 Kilogramm schweren Knaus Yaseo 500 DK Wohnwagen, im Schlepptau. Der Knaus Yaseo ist der erste Caravan, der speziell für die E-Mobilität entwickelt wurde, und bietet eine interessante Neuerung: Alle wichtigen Funktionen wie Kühlschrank, Herd und Klimaanlage werden elektrisch betrieben – keine Gasflaschen mehr, keine Abgase. Der Strom dafür kommt von einer 22 kWh großen Batterie im Wohnwagen oder – in unserem Fall – vom Kia EV9, der mit seiner „Vehicle to Load“ (V2L)-Funktion die nötige Energie liefern kann.
Mit einer maximalen Anhängelast von 2,5 Tonnen und einem Akku von 99,8 kWh war der Kia EV9 dafür bestens ausgestattet. Der allradgetriebene E-SUV, der in seiner Launch Edition stolze 283 kW (386 PS) leistet, zog den Knaus Yaseo mühelos und mit einer gewissen Eleganz durch die Landschaft. Doch was wäre eine solche Reise ohne Herausforderungen?

Der Kia EV9, mit einer Anhängelast von 2,5 Tonnen, ist der absolute Hero bei den Elektro-SUVs.
© Marcus Werner für FAT
Reichweite: Ein steiniger Weg
Einer der größten Unterschiede zwischen Elektroautos und herkömmlichen Fahrzeugen ist der Energieverbrauch. Während ein Benziner oder Diesel mit einer Tankfüllung problemlos mehrere hundert Kilometer zurücklegt, benötigt ein Elektrofahrzeug regelmäßig Nachschub aus einer Ladesäule – vor allem, wenn es einen Anhänger ziehen muss. Die erste Etappe unserer Reise von Braunschweig nach Rerik, eine Strecke von etwa 250 Kilometern, war von der Entfernung übersichtlich. Das klang einfach, aber es gab eine Einschränkung: Der Kia EV9 hatte beim Ziehen des 1.300 Kilogramm schweren Yaseo plötzlich einen deutlich höheren Stromverbrauch als im Werkszustand. Der angegebene Normverbrauch von 22,8 kWh/100 km war schnell Makulatur und die tatsächliche Reichweite reduzierte sich rapide.
Während der Fahrt fiel der Verbrauch häufig auf 45 kWh/100 km, was die angegebene Reichweite von 505 Kilometern schnell auf etwa 220 Kilometer schrumpfen ließ. Ein erster Ladestopp war notwendig, um mit einer guten Restreichweite das Ziel zu erreichen – und das war bereits die erste Herausforderung: Da der Stromverbrauch, wie schon erwähnt, deutlich höher war als erwartet, mussten wir uns mit der Ladeplanung früher befassen. Aber auch das war kein Problem, denn dank der schnellen Ladefunktion des Kia EV9 konnten wir den Akku in nur etwa 20 Minuten auf 80 Prozent aufladen.
Ladeinfrastruktur: Ein ständiges Problem
Das Fahren mit einem Elektro-Gespann ist jedoch nicht nur eine Frage der Reichweite, sondern auch der Ladeboxen. Viele Schnellladestationen sind nicht für Wohnwagengespanne ausgelegt, da die meisten Elektrofahrzeuge in „Parktaschen“ einparken müssen, die nicht genug Platz für einen Anhänger bieten. Auf den Autohöfen entlang Autobahnen oder auch direkt an den Autobahnen gibt es nur wenige Ladepunkte, die auch für Fahrzeuge mit Anhängern geeignet sind. Diese müssen häufig abgekoppelt werden, was unnötige Zeit kostet. Eine erste Lademöglichkeit fanden wir an einer Tankstelle in der Nähe von Ludwigslust. Hier mussten wir den Camper abkoppeln, was uns wertvolle Minuten kostete.
Nur wenige Anbieter wie Fastned oder EnBW bieten spezielle Lademöglichkeiten für Fahrzeuge mit Anhängern, das barrierefreie Laden, an.
Doch trotz der Herausforderungen zeigte sich schnell, dass der Kia EV9 und der Knaus Yaseo eine nahezu perfekte Kombination für das nachhaltige Reisen darstellen. Besonders angenehm war die Möglichkeit, auf dem Campingplatz in Rerik die elektrisch betriebenen Geräte im Wohnwagen mit dem Strom des Kia EV9 zu betreiben. Der Knaus Yaseo ist ausgestattet mit einer eigenen Batterie und für zusätzliche Energie sorgte der Kia über die V2L-Funktion. Das bedeutet: Kühlschrank, Herd und sogar die Klimaanlage konnten ohne Gas oder externen Stromanschluss betrieben werden. So hatten wir auf dem Campingplatz in den Dünen nicht nur eine umweltfreundliche, sondern auch eine komfortable Ausstattung. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 100 km/h rollten wir weiter nach Usedom und der Kia EV9 zeigte sich auch bei der zweiten Etappe als zuverlässiger Begleiter. Ein weiterer Ladestopp war notwendig, aber diesmal hatten wir die Ladeplanung schon besser im Griff. Dank der 800 V Technologie von Kia war der Akku nach nur einer halben Stunde auf 90 Prozent und wir konnten entspannt weiterfahren.

Die perfekte Kombination: Der Kia EV9 und der Yaseo 500 DK von Knaus - ein Caravan für die Elektromobilität.
© Marcus Werner für FAT
Fazit: Elektroauto und Camping – Ein tolles Duo, aber mit Herausforderungen!
Am Ende unserer Reise auf Usedom, auf dem Campingplatz in Karlshagen, war es klar: Die Kombination aus einem leistungsstarken Elektroauto wie dem Kia EV9 und einem modernen Wohnwagen wie dem Knaus Yaseo ist nicht nur nachhaltig, sondern auch komfortabel und praktisch. Doch es gibt auch Stolpersteine, vor allem bei der Ladeinfrastruktur und dem höheren Stromverbrauch beim Ziehen des Anhängers.
Trotz der teils höheren Verbrauchswerte und der limitierten Ladepunkte können wir jedoch sagen, dass Camping mit Elektroauto funktioniert – wenn man sich der Herausforderung bewusst ist und die Fahrt als Teil des Urlaubs versteht. Wer die richtige Planung und Geduld mitbringt, kann mit einem Elektro-Gespann nicht nur die Natur genießen, sondern auch auf umweltfreundliche Weise reisen. Und wer weiß: Vielleicht gibt es in Zukunft noch mehr Ladepunkte, die das Abenteuer mit Elektroauto und Wohnwagen noch bequemer machen. Eines ist jedoch gewiss, die Aufmerksamkeit auf den Campingplätzen ist einem mit so einem Gespann sicher. Hartmut Adam