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Elektro-Schocker von AMG

Mercedes' Sportmarke setzt bei ihrem Topmodell auf Strom. Die seriennahe Studie GT XX zeigt die Richtung der rasanten Reise.

Feuer und Flamme. Bonnie and Clyde. Mercedes-AMG und V8: Es gibt Paare, die gehören zusammen, und die sollte man nach vorherrschender Meinung nicht trennen. Der bullige Verbrennungsmotor ist zweifellos zum Markenzeichen der sportlichsten Modelle unter dem Stern geworden. Der Ansatz, die Zylinderzahl zu halbieren und mit Elektromotor zu boosten, kam bei der Kundschaft trotz überragender Performance gar nicht gut an.

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Doch auch jene AMG-Fans, denen es vor allem um Sound und weniger um Fahrleistungen geht, werden sich umstellen müssen. Denn die Schwaben können keinesfalls auf die Kraft der Stromer verzichten – andernfalls würden ihnen nicht nur die Neue Klasse von BMW die Rücklichter zeigen, sondern peinlicherweise auch die Brabus-Versionen des Konzern-Halbbruders Smart.
So ist es nur folgerichtig, das neue Topmodell aus Affalterbach als reines Elektroauto aufzusetzen. Wie atemberaubend und emotional das im nächsten Jahr wird, verrät Mercedes-AMG bereits jetzt mit der seriennahen Studie GT XX.
Stark und schnittig steht das viertürige Coupé auf Basis der hauseigenen Elektro-Plattform AMG.EA da. Ein wenig futuristisch, aber mit seinen Style nach Art Mercedes-plus klar als AMG-Entwurf zu erkennen. Ein echter Hingucker etwa ist das Leuchtband in der Karosserie, das aus 700 LED-Elementen besteht, und etwa den stolzen Besitzer begrüßt und über den Ladestatus informiert. Darauf sind die Entwickler so stolz, dass es wohl auch in der Serienversion ankommen wird. Ob diese aber auch ohne Heckscheibe auskommen muss, das verraten die AMG-Leute noch nicht – ebenso wie die Chancen mancher Details des Interieurs. Die beiden 10,25 uns 14 Zoll Displays sind wohl gesetzt. Auch die vorrangig aus Rennslicks recycelten, lederähnlichen Sitzbezüge. Zur Gattung “Function follows Form” gehören dagegen die Leuchtröhren, die an Stromleitungen erinnern sollen. Auffällig auch der metallene Zierat des Instrumententrägers, der, quasi als Ruf aus der Historie, einen Motorblock darstellen soll.

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Der beschreibt allerdings ganz passend die Intentionen der Entwickler. Denn die traditionelle Kernkompetenz süddeutscher Automobil-Ingenieure soll auch den künftigen Elektrorenner aus dem Hause AMG dominieren: Der Motorenbau. Nur weil ein E-Aggragat den V8 ersetzt, wollen die Schwaben noch lange nicht auf eine Standardlösung zurückgreifen.
Die drei verbauten Maschinen, eine vorne und zwei an der Heckachse, leisten über 1000 kW, also mindestens atemberaubende 1360 PS. Sie sind eine Eigenentwicklung zusammen mit Yasa, einem englischen Elektromotor-Spezialisten und eine 100-prozentige Mercedes-Benz-Tochter. Sie arbeiten nach dem Axialfluss-Prinzip, das besonders kompakte Bauformen ermöglicht, und das sehr schnell sehr viel Leistung bereitstellen kann.
Dafür muss natürlich auch der Akku in Echtzeit genügend Power zuliefern. Eine kurzzeitige Spitzenleistung, um mit viel PS-Power protzen zu können, reicht AMG nicht. Zwar dreht auch kein Verbrenner-Fan seinen V8 minutenlang im Volllast-Bereich, aber bei E-Maschinen gucken Sportfahrer nun mal besonders kritisch hin.

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Daher werden beispielsweise die über 3000 thermisch optimierten Rund-Akkuzellen mit einer Art High-Tech-Öl gekühlt. Auch beim Laden der leergesaugten Batterie betrieben die Ingenieure bisher ungekannten Aufwand: Bis 850 Kilowatt sollen möglich. Dafür wird AMG zusammen mit Alpitronic, dem europäischer Marktführer für High-Power-Charging, neuartige Megacharger installieren. An denen müssen AMG-Eigner für 400 Kilometer Reichweite dann nur fünf Minuten halten müssen. Das ganze ginge dann also zackiger als beim Tanken von Sprit, bei dem man ja auch noch Zeit für das Bezahlen an der Old-School-Kasse einrechnen muss.
Jedenfalls macht das Concept GT XX viel Lust auf das Serienmodell, das mit atemberaubenden Fahrleistungen aufwarten wird. Der Spurt auf 100 km/h könnte in unter drei Sekunden gelingen, was sich dank Elektro-Antritt noch heftiger anfühlen wird, als es sich liest. Als Höchstgeschwindigkeit verspricht AMG über 360 km/h. Beste Voraussetzungen als dafür, V8-Fahrer zum besseren Antriebskonzept zu bekehren: “Die Kunden”, so heißt es bei AMG, “sollen dem Verbrenner nicht nachtrauern.”

Fotos: Mercedes-Benz

Elektro-Schocker von AMG